Kampf zwischen Gut und Böse

Jordan
Ich seufzte und sah mich im Raum um. Hier gab es nichts bis auf vier kahle Wände. "Großartig", murmelte ich. "Da schaffe ich es einmal auf freien Fuß und werde gleich wieder in eine Sache hineingezogen, von dessen Geschäft ich mich eigentlich schon lange verabschiedet habe. Das ist Ruhestand..." Sterben hatte ich aber auch nicht wollen. Mir blieb also nichts anderes.

Katherine
"Tut mir Leid, ich dachte wirklich er würde dich in Ruhe lassen." Ich legte mich einfach auf den kalten Boden und starrte an die Decke. "Wie geht es Charly?" Auch sie war mir nicht aus dem Kopf gegangen.

Jordan
"Es ist nicht deine Schuld." Ich ging ein paar Schritte im Raum auf und ab. Ihr Vater hatte die Fäden in der Hand. Dafür konnte sie wirklich nichts. Ich blieb wieder stehen und sah sie an. "Charly. Der geht es blendend, jetzt wo sie eine stolze Mutter ist."

Katherine
Ich nickte nur abwesend. "Das ist gut." Im Laufe der Zeit hatte auch ich eine Mauer um mich gebaut. Nein, ich war in eine Schutzblase geschlüpft. Wenn ich alle Gefühle verbannte, dann kam ich auch besser mit dem Schmerz klar, nur Jordan, der war nie aus meinen Kopf gegangen.

Jordan
Ich ging auf sie zu und ließ mich neben ihr an die Wand gelehnt auf den Boden nieder. Katherine hatte sich sehr verändert. Wie sollte ich sie da nur wieder rausbekommen? Bis jetzt saß ich selbst mit in dem Loch. "Wird schon."

Katherine
"Diesmal nicht." Ich lehnte mich leicht gegen ihn und seufzte. "Eigentlich ist es gut das du da bist. Ich brauche irgendeinen Halt, sonst werde ich langsam wirklich zu dem gefühlskalten Killer den sich mein Vater vorstellt." Mein Bauch knurrte. "Nur ohne Essen wird es schwer werden mich stark zu machen."

Jordan
"Nur wenn du mich nicht ganz als deinen Halt ansiehst, kann auch nicht verhindern, dass du immer weiter abdriftest. Zumindest etwas muss du an dich rankommen lassen und es auch richtig wahrnehmen." Einfach stumm dasitzen half nicht dabei. "Aber deine Schwarzmalerei hast du zumindest nicht hier unten verloren. Die ist immer noch geblieben."

Katherine
"Na hier unten ist ja auch alles schwarz. Was soll ich hier denn positiv sehen." Ich stand auf. "Ich hab nichts zu essen, kann nicht schlafen." Ich zog meinen Pulli etwas hoch. Zum Vorschein kamen Rippen und etliche Blutergüsse. "Ich habe überall blaue Flecken aber wenn ich nur einmal jammere oder mich beschwere muss ich die Nacht im Keller verbringen bei der ich eine 10%ige Chance habe am nächsten Tag noch zu leben." Erneut glitzerten Tränen in meinen Augenwinkeln. "Und jetzt kommst du her und meine ganzen Gefühle sind mit einem Schlag wieder da. Die Panik, der Schmerz, Angst zu versagen alles ist wieder da. Weißt du wie schwer es ist nicht abzudriften. Jetzt kommt auch noch die Angst dazu, dich zu verlieren. Es ist schwer sich festzuhalten."

Jordan
Mir blieben Worte und Luft weg. Sie sah… furchtbar, einfach nur hingerichtet aus. Doch nicht nur im Bezug darauf, auch sonst wusste ich nicht mehr etwas zu sagen. Katherine hatte mir jede mögliche Chance genommen, sie nur im Ansatz aufzumuntern.

Katherine
"Jetzt weißt du auch nicht mehr was du sagen sollst oder? Dachte ich mir." Ich setzte mich wieder hin und lehnte kraftlos meinen Kopf gegen die Wand. "Ich hab so Hunger, dieses Gefühl von Leere..."

Jordan
"Hmm", gab ich brummend von mir. "Nicht nur du musstest alleine leiden."

Katherine
Ich seufzte und rutschte wieder zu Jordan. Ich sah ihm in die Augen. "Tut mir Leid was ich dir angetan habe. Es tut mir auch leid, dass ich so drauf bin. Ich muss mich erst mal wieder an die Situation gewöhnen." Ich blieb einige Minuten schweigend so sitzen. "Danke dass du mich nicht vergessen hast." Ich küsste ihn zärtlich und verlängerte den Kuss noch. Wie sehr hatte ich das vermisst.

Jordan
Ich erwiderte zwar in diesem Moment ihren Kuss, doch waren meine Gefühle gemischt. Ich ließ von ihr ab. "Du brauchst noch Zeit. Das verstehe ich", sagte ich trocken. "Nimm sie dir."

Katherine
"Ja... Morgen bin ich wieder die alte Katherine versprochen." Wie war die alte Katherine, nein die bessere Frage war, wie ich wieder die alte wurde. Wir hatten nicht mehr lange Zeit bis zum Training. "Ich liebe dich aber immer noch, daran würde sich nie etwas ändern."

Jordan
Ich lächelte sie an. "Gleichfalls. Und wie versprochen, habe ich auch auf dich gewartet. Was mir laut meines Psychiaters eigentlich nicht gut getan haben soll. Ich fühle mich aber großartig... Wenn man das hier ausblendet."

Katherine
Die Tür ging auf und Wachleute kamen herein, sie führten uns zu dem Raum mit dem Gas und zu meinem Dad.

Charles
"Na Jordan gut eingelebt? Ich will dir heute meine neuste Erfindung zeigen." Ich hob ein kleines Fläschchen hoch. "Dieses Mittel kann dich mit deiner schlimmsten Angst vertraut machen. Wenn du Glück hast kannst du diese überleben. Wenn du Pech hast stirbst du oder wirst zu einem Fehlschlag." So nannte ich die Menschen bei denen der Test missglückt war, die Menschen die im Keller waren. "Katherine, führ es uns doch mal vor." Meine Tochter wehrte sich nicht einmal mehr als sie hereingeführt wurde. Die Tür wurde geschlossen und man hörte ein leises Zischen, so als würde Gas entweichen, dann fingen auch die Schreie an.

Jordan
Wie gerne wäre ich dem alten Sack an die Gurgel gegangen. Doch ich hatte weder die bewegliche Freiheit dazu, noch wagte ich mich wirklich. Warum auch immer, aber mein Respekt diesem Mann gegenüber war groß. Auch wenn ich ihn eigentlich hasste. Ich schwieg einfach und sah mir alles genau an. Als Katherine vorgeführt wurde, wusste ich noch nicht recht, was kommen würde. Doch als dann alles von statten ging, bereute ich, nur dagestanden zu haben. Ihre Schreie quälten mich. Das wollte ich mir nicht anhören. "Hören Sie auf", knurrte ich ihn an.

Charles
"Ich mache was ich will aber keine Angst du bist auch gleich dran. Du solltest dir Essen verdienen, das wenigstens einer von eich genug bekommt. Katherine arbeitet ja eher semi gut mit." Ich stellte den Abzug des Gases an und öffnete die Tür. Katherine kam bleich und zitternd nach draußen gestolpert. Ängstlich fixierte sie Jordan. "Irgendwann wird sie auch die Ängste anderer Menschen durchleben. Doch so weit ist meine Forschung noch nicht."

Jordan
"Ich brauche wohl nicht nachzufragen, weshalb sie das explizit machen." Mit flauen Gefühl in der Magengegend, wechselte ich von einem Standbein aufs andere und wartete ungeduldig auf Katherine als die Tür geöffnet wurde. Als sie kam... Ich weiß es nicht zu beschreiben. Sie sah aus, als wäre sie die Hauptdarstellerin in einem realen Horrorfilm gewesen. Intensive Nervosität überkam mich.

Charles
"Fragen kannst du aber ich werde nicht antworten. Also, du bist dran." Ich schubste Jordan hinein, schloss die Tür ab und drehte den Gashahn auf. "Mal sehen was dein Freund so sieht." Meine Tochter hatte sich mittlerweile wieder gefangen und sah nun voller Sorge zu der Tür. Er könnte immernoch als aggressivsr hirntoter Zombie herauskommen.

Jordan
Laut zischend drang das Gas scheinbar von überall her in den beengten Raum. Desorientiert drehte ich mich einmal im Kreis. Hustete, als ich einatmete. Allein in dieser Phase überkam mich schon leichte Angst. Doch das war gerade mal der Anfang gewesen. Wie, wusste ich nicht, aber mit dem nächsten Augenschlag befand ich mich im Freien. Verwirrt sah ich um mich, trat einen Schritt nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Gerade so hatte ich mich noch fangen können. Ich befand mich nicht nur im Freien, sondern auch noch auf dem Dach des Empire State Buildings. Halb zu Tode erschrocken wich ich von der Kante. Von meinem Standpunkt aus ging es tief runter. Verdammt tief. Und irgendwie, so kam es mir vor, entfernte sich der Erdboden immer mehr von mir. Das Gebäude wuchs weiter in die Höhe. Immer höher. Und mit jeder Entfernung wurde mir unwohler. Ich hatte Angst. Angst vor der Höhe und Angst zu fallen. Es wuchs höher. Mir wurde schwindelig. Ich wollte weiter zurückweichen, doch irgendwas hinderte mich daran. Ich kam nicht fort. Und statt einen Schritt zurück zu setzen, machte ich einen vor. Von ganz alleine, willenlos, ging ich auf die gefährliche Kante zu. Das wollte ich nicht!...

Katherine
"Lass ihn bitte wieder raus, er wird sterben. Ich kenne seine Angst. Bitte Dad." Mein Vater schüttelte nur weiterhin mit dem Kopf. Ich versuchte mich vom Griff der Wache los zu reißen doch es funktionierte nicht. "Bitte." Als ich mich stärker wehrte wurde ich zu Boden gedrückt.

Jordan
Schritt für Schritt ging ich weiter vor. Mein Herz implodierte schon fast. Schritt. Ich konnte keine Höhen sehen. Ganz und gar nicht. Schritt. So hatte ich niemals sterben wollen. Schritt. Ich stand an der Kante. Es war zu ahnen, was folgen würde. Das wollte ich nicht sehen, doch konnte nicht die Blicke vom Abgrund wenden. Mein Herz raste und mein Atem ging schwer. Schritt. Ich stürzte. Tief. Und lange. Sehr lange. Scheinbar ohne Ende. Und zu allem Überfluss musste ich mir mit ansehen, wie der Asphalt immer näher kam. In rasender Geschwindigkeit. Bis zum Punkt des Aufpralls... Mich riss es raus. Aus ängstlicher Lähmung wurde eine schnelle Bewegung zur Tür. Ich hämmerte dagegen. "Lasst mich raus!"

Charles
Ich stutzte. "Das sollte aber nicht passieren." Katherine befreite sich, sprang auf und riss die Tür auf.

Katherine
Ich hatte nicht lange nachgedacht. Ich musste Jordan befreien vor allem weil ich schonmal gesehen hatte wie sehr er Angst vor der Höhe hatte.

Jordan
Ich fiel durch den Rahmen, als die Tür geöffnet wurde. Stolpernd wich ich Katherine aus und ging zwei Schritte rückwärts vom Raum weg. Instinktiv drehte ich mich um und sah hinter mich. Kein Hochhaus und auch kein Abgrund mehr. Ich stand auf festem Boden. Mein Herz raste immer noch und nun hatte ich Angst, dass es stehen bleiben könnte. Der Atem ging ebenfalls in erhöhten Tempo und schwer. "Ich bin tot." Mir schwand die Kraft in den Beinen und konnte mich kaum noch halten. "Ich bin tot", wiederholte ich stockend.